Die Kempener Grünen verliehen ihre Auszeichung in diesem Jahr dem ehemaligen Gymnasiallehrer, der sich seit 40 Jahren für Flüchtlinge einsetzt.
Seit 14 Jahren verleihen die Kempener Grünen an Menschen, die sich in besonderem Maße für die Gesellschaft engagieren, das Steckenpferd. Das kleine hölzerne Pferd mit seinen Rädern ist bereits durch viele Hände gewandert. In diesem Jahr erhielt am Samstag im Kempener Restaurant "Ela" Michael Stoffels den mit 250 Euro dotierten Sonderpreis.
Stoffels, so Alexa Bernards-Niermann in ihrer Laudatio, hat sich schon früh für Asylbewerber und Flüchtlinge eingesetzt. Angefangen hat dies schon in seiner Zeit als Gymnasiallehrer in Meerbusch. Neben der unmittelbaren menschlichen Hilfe gehörte für ihn immer die politische Arbeit dazu. So war er im Flüchtlingsrat im Kreis Neuss aktiv und gehörte mit zu den Gründern des Flüchtlingsrats Nordrhein-Westfalen, dem er immer noch angeört. Nunmehr sind es rund 40 Jahre, in denen er unermüdlich gegen Fremdenfeindlichkeit kämpft. Dabei habe er sich auch nicht von vielen Angriffen auf ihn abhalten lassen, so Bernards-Niermann. So wurde ihm vorgeworfen, dass er unberechtigt rechtlichen Beistand gab. Es ist kaum zu glauben, dass dieser Vorwurf auf einem Gesetz aus der Nazi-Zeit führt, welches bis in die 90er-Jahre noch Bestand hatte.
Für Stoffels hat die Hilfe aber immer auch den ganz persönlichen Aspekt. Er habe nie Probleme gehabt, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, hatte er Bernards-Niermann erzählt. Er ging einfach dorthin, wo sich die Flüchtlinge aufhielten. Er trank in Flüchtlingsheimen Tee mit ihnen, unterhielt sich mit denen, die ohne Obdach auf irgendeiner Parkbank schliefen. Um gegen das Vorurteil anzugehen, dass es keinen Platz für die fremden Menschen gibt, ermöglichte er jungen Leuten immer wieder, in seiner eigenen Wohnung unterzuschlüpfen. Gerade eben leben wieder Afrikaner bei ihm. Weil er es nicht schaffte, einen kranken Roma vor der Abschiebung zu bewahren, hat er ihn persönlich unterstützt. Der junge Mann hat dank seiner Hilfe eine gute Schulausbildung geschafft und lebt nun als anerkannter Asylbewerber in Deutschland.
Viel Unterstützung bekam Stoffels bei seiner Arbeit durch bekannte Persönlichkeiten wie Carola Stern oder Ralph Giordano, ebenso durch viele Medien, die über ihn berichteten. Gleichzeitig wurde er aber, wie er in seiner Dankesrede sagte, immer wieder mit viel Häme überzogen. Da wurde er in Briefen als Volksschädling, der sich an den Deutschen versündige, oder sogar aufgrund seiner Freundschaft mit Giordano als Spießgeselle eines Hetzjuden bezeichnet. Dickhäutiger sei er in den 40 Jahren geworden, hatte er gesagt. Anders ließe sich sein Engagement nicht bewältigen. Aber er fühle sich weiterhin dem Grundrecht auf Asyl verpflichtet und werde trotz aller Niederlagen so weitermachen, versprach er am Samstag. Und er mahnte: "Europas Zukunft wird sich an der Flüchtlingsfrage entscheiden!"